Skoliose

Aufbau der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule bildet das zentrale Stützsystem unseres Körpers und wird bei nahezu allen Bewegungen des Körpers benötigt. Außerdem schützt sie das Rückenmark, bestehend aus Nervenfasern, die Signale zu allen Körperteilen leiten.

 

Die Wirbelsäule besteht aus:

  • 7 Halswirbeln
  • 12 Brustwirbeln
  • 5 Lendenwirbeln
  • 1 Kreuzbein
  • 1 Steißbein

 

Die Brustwirbel sind mit jeweils einem Rippenpaar verbunden. Die Wirbel selbst bestehen aus einem Wirbelkörper, Wirbelbogen und -platte, die den Kanal für das Rückenmark bilden. Um die Stabilität und Beweglichkeit der Wirbelsäule zu gewährleisten, ist diese von zahlreichen Muskeln umgeben. In der Tiefe befindet sich Rückenmuskulatur direkt zwischen den einzelnen Wirbeln, sie ist für die Körperhaltung verantwortlich. Darüber liegende Muskeln lenken die Bewegungen des Körpers. Zwischen den Hauptkörpern der Wirbel befinden sich die Bandscheiben. Sie bestehen aus einem Gallertkern (Nucleus pulposus), der von Faserknorpel umgeben ist und dienen als „Gelenkfläche“ und Polster zwischen den Wirbeln.

Was versteht man unter einer Skoliose?

Eine Skoliose ist eine Seitauskrümmung der Wirbelsäule mit einer Drehung der Wirbelsäule um die eigene Achse. Sie entwickelt sich im Laufe des Körperwachstums. Eine schwere Skoliose geht mit Strukturveränderungen einher und lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
Um dies zu vermeiden ist eine Wachstumslenkung der Wirbelsäule erforderlich.

Man unterscheidet diese Art der strukturellen Skoliose von der sog. „funktionellen Skoliose“. Bei der funktionellen Skoliose kommt es durch unterschiedliche Beinlängen oder Zwangshaltungen aufgrund von Schmerzen (z.B. Bandscheibenvorfall) zu einer Seitverbiegung der Wirbelsäule.
Diese Verbiegung verschwindet nach Behandlung der Grunderkrankung und ist somit keine echte Skoliose.

 

Ursachen

Die Skoliose ist eines der am längsten bekannten orthopädischen Leiden. Ein Teil der Skoliose ist auf Veränderungen im Bereich der Wirbel, der Muskulatur und der Nerven zurückzuführen. Etwa 85 % der Skoliosen sind idiopathisch, d.h. die Ursachen sind noch nicht ausreichend geklärt. Eine Primärkrümmung (meist im Brustwirbelbereich nach rechts) ist immer mit einer kompensatorischen Krümmung der darüber bzw. darunter liegenden Wirbelabschnitte verbunden. Daraus ergibt sich die S-förmige, manchmal Doppel S-förmige Skoliose. Die Skoliose stellt eine Wachstumsdeformität dar, d.h. in Zeiten starken Wachstums, insbesondere in der Pubertät, verstärkt sie sich.

 

Diagnosestellung durch den Arzt

Die meisten Skoliosen werden erstmalig im Alter von 10-12 Jahren diagnostiziert. Mädchen sind 4mal häufiger betroffen als Jungen. Aufgrund der Schmerzlosigkeit wird diese Veränderung meist zufällig im Schwimmbad, beim Sportunterricht oder von den Eltern entdeckt.

Bei der ärztlichen Untersuchung ist eine Verschiebung des Oberkörpers auffällig. Weitere Zeichen sind ungleich hoher Schulterstand, gebogener Verlauf der Wirbelkörperfortsätze und Rippenbuckel, d.h. die Rippen sind mit den Wirbelkörpern verbunden und drehen sich mit. Beim Vornüberbeugen werden Skoliose und Rippenbuckel deutlicher sichtbar. Das Röntgenbild gibt wichtige Hinweise über das Ausmaß der Wirbelsäulenveränderungen. Mit bestimmten Meßmethoden kann die Schwere einer Skoliose in Winkelgrade ausgedrückt werden. Die Winkelmessungen sind wichtig zur Bestimmung des Fortschreitens und des therapeutischen Vorgehens. Nach Wachstumsabschluss nimmt der Skoliosewinkel nur noch wenig zu.

 

Therapie

Von sehr großer Bedeutung ist die Behandlung noch während des Wachstums. Bei leichten Verkrümmungen (bis 20°) reichen krankengymnastische Übungen zur Kräftigung der Muskulatur. Patienten mit einer höhergradigen Skoliose (zwischen 20-50°) sollten zusätzlich zur Krankengymnastik regelmäßig ein Korsett tragen. Konsequentes Tragen an 23 Stunden des Tages ist von ausschlaggebender Bedeutung. Mittels vorgegebener Korrekturstellung wird das weitere Wirbelsäulenwachstum positiv beeinfußt.

Eine Operation sollte in schweren Fällen, bei einer Krümmung über 50° und ungünstigem Verlauf während des Wachstums (stetige Zunahme des Winkels) angestrebt werden. Das bevorzugte Operationsalter liegt zwischen 12 und 15 Jahren. Es gibt verschiedene Operationsverfahren, die eine Korrektur und Stabilisierung der verkrümmten Wirbelsäule erzielen sollen. Durch Einsetzen verschiedener Metallteile wird die Wirbelsäule teilweise versteift.

 

Prognose

Von größter Bedeutung für eine gute Prognose ist eine frühzeitige Diagnostik, um die Wirbelsäule in ihrem Wachstum positiv beeinflussen zu können.

 

Selbsthilfe und Krankengymnastik

Ihr Kind sollte regelmäßig Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur durchführen, auch Schwimmen ist hierbei von Bedeutung. Sportarten mit erheblicher Belastung der Wirbelsäule (z.B. Kunstturnen) sollten nicht durchgeführt werden. Nach erfolgter Operation muss individuell über die Sportfähigkeit entschieden werden. Bei der Berufswahl sollten Tätigkeiten, die langes Sitzen erfordern vermieden werden. Die Krankengymnastik mit verschiedenen Spezialtherapien (nach Vojta, Klapp, Schroth etc.) ist ein wichtiger Bestandteil der Skoliosetherapie.